Kommentar: Corona und der DigitalPakt

Tobias Frischholz hat mich gefragt, ob ich was zu der Frage „Wird der DigitalPakt bis 2024 etwas verändern?“ sagen kann. Ich versuche es mal.

Die Schulen werden sich in den nächsten 4 Jahren ganz Wesentliches ändern – in ihrer physischen Beschaffenheit. Wir werden flächendeckendes WLAN haben, schnelle Internetanbindungen und vor allem in jedem Klassenraum eine Möglichkeit zur Präsentation von digitalen Inhalten. Ob dies Beamer, Interaktive Tafel oder große Bildschirme sind, ist zweitrangig. Dieser Entwicklungsschritt steht den Schulen sicher bevor und ist begrüßenswert. Fast möchte man rufen „Endlich!“.

Unklar ist aber, ob dies nachhaltig etwas an Schule verändern wird und sie damit fit für die Herausforderungen der Kultur der Digitalität wird. Die Corona Krise hat offenbart, wie eng wir das Konzept „Schule“ mit der Buchkultur verknüpft haben:

„Die Schule der Buchgesellschaft bleibt die Schule der Buchgesellschaft“.

(LisaRosa, Twitter, am 17.04.2020).

Nur wenige Schulen haben mit den aktuellen Einschränkungen kein Problem: Sie tragen die Lern-Räume halt ins Virtuelle, weil das eben auch bisher nie ein Widerspruch zum physischen (Klassen-)Raum war. Die meisten Schulen schaffen dies aber nicht. Und das ist kein Mangel an Kreativität der einzelnen Schule und des einzelnen Lehrenden, sondern ein gesellschaftlich-kulturelles Problem im Verständnis dessen, was „Schule“ ist – und sein soll.

Der DigitalPakt wird an dieser Grundproblematik nichts verändern. Der DigitalPakt schafft nur technische Grundlagen. Mit diesen Grundlagen neue Wege zu gehen und sich der Digitalität in allen Facetten zu stellen, liegt in der Verantwortung von uns allen. Wenn man die verzweifelten Diskussionen und Entscheidungsprozesse rund um das Abitur, die Leistungsbewertung, die Klausuren und Klassenarbeiten und die kausale Verknüpfung von „Lernen“ und „Klassenraum“ der letzten Wochen beobachtet, wird deutlich, dass wir hier öffentlich Widersprüche erleben, die wir nicht einfach nur länger ertragen können. Corona hat hier zu Tage treten lassen, was schon lange unter der Decke brodelte. Es liegt jetzt auf dem Tisch.